Im sportlichen Wettkampf ist das „Ziel“ die andere Mannschaft, den Gegner, die Zeit auch sich selbst nach den für die jeweilige Sportart gültigen Regeln zu dominieren und zu besiegen. Ein „Ziel“ ist auch ein Punkt oder Ort bis zu dem jemand kommen will, den jemand in der Zukunft erreichen will, eben “das Ziel einer Reise” (Oxford Languages, abgefragt am 27.03.2021).
Etymologisch betrachtet ist ein Ziel ein festgesetzter (angestrebter) örtlicher oder zeitlicher Endpunkt, ein erstrebter Zustand, schlichtweg eine Absicht. Gleichzeitig geht es darum sich zu bemühen und anzustrengen und beharrlich ein Ziel anzustreben. Dafür nötig ist nicht nur ein Ziel und ein guter Plan, sondern auch ein „entsprechendes („zielorientiertes“) intelligentes Verhalten“ (Wikipedia, abgefragt am 27.03.2021).
Eine kurze Geschichte über Ziele, Planung und eine Zukunft die so gar nicht mitmachen will, aber kein Aufruf zur Ziel- und Planlosigkeit.
Menschen und Organisationen brauchen Ziele und um diese zu erreichen werden Pläne geschmiedet. Das geht solange gut, solange die Zukunft vorhersagbar und planbar ist. Damit ist dies eine kurze Geschichte über Ziele, Planung und eine Zukunft die so gar nicht mitmachen will, aber kein Aufruf zur Ziel- und Planlosigkeit!
Tatsächlich können Ziele motivieren, unter- oder überfordern, magnetisieren … Sie geben Richtung hin zu einem gewünschten und hoffentlich besseren Idealzustand, einer ideellen Zukunft … Ziele entsprechen jedoch auch immer einem bestimmten Gedanken- oder Managementmodell und dienen meist denjenigen, die diese erschaffen. Ziele strukturieren auch das Bekannte und bringen im besten Fall die Masse, die Horde oder die organisierte Gruppe zum Handeln und das Individuum zu Spitzenleistungen in einem definiertem Spektrum oder im schlimmsten Fall zum Moment der Selbstausbeutung .
Sie beruhen meist auf vergangenen Erfahrungen, Ergebnissen und oft auch auf Wünschen und Träumen anderer. Sie ergeben sich nicht immer durch Vernunft oder Zweckmässigkeit, sondern aus einer bestehenden Struktur, einem Machtfeld und Netzwerkinteressen. Per se nichts schlechtes, sondern auch in der Natur der Sache liegend.
Um Ziele zu erreichen und die Vorgaben an sich selbst oder durch andere zu erfüllen, setzt man klare und SMARTE Ziele. Dadurch kann man klar und präzise ableiten, welche Ressourcen man brauchen wird um das Ziel zu erreichen. Sie erlauben dadurch nun auch Ressourcen zu beanspruchen und zu beschaffen. Man schmiedet Pläne, die den Bedarf untermauern.
Mit Methoden wie MbO (Management by Objectives), MbR (Management by Results) … versucht man das auf die kleinste Einheit in Gemeinschaft und Organisationen herunterzubrechen, den Mensch und sein Handeln. Eine besonders effiziente und effektive Umsetzung ist dabei natürlich der Goldstandard von gewünschtem Ergebnis, Ziel, Planung und tatsächlichem Ergebnis.
Ziele markieren einen Punkt in der Zukunft, der aus einem längst vergangenem Ereignis entstanden oder auf einer Wettkampfstrecke nach bestimmten Regeln zu finden ist.
Die Zielerreichung und Zielsysteme werden aus-optimiert und auch das geht immer besser und noch weiter ins Detail. So kann man weitere Management-Methoden erfinden oder kombinieren und sie z. B. an neue Arbeits- und Organisationsformen anpassen und zu OKRs (Objective and Key Results) machen. Trotzdem bleiben sie die kurzfristigste Einheit im wirtschaftlichen Geschehen und des menschlichen Handelns und markieren einen Punkt in der Zukunft, der aus einem längst vergangenem Ereignis entstanden ist oder auf einer Wettkampfstrecke nach bestimmten Regeln zu finden ist.
Spannend dabei ist zu wissen das MbO (Peter Drucker) ein Konzept der 1950er Jahre ist und MbR eines der 1960er Jahre ist. OKRs sind dabei noch ein fast junges Konzept aus den 1990er Jahren, wo sie zuerst bei Intel (mit dem Legendären Andrew Grove) in Anlehnung an das MbO und SMART Konzept eingeführt wurden und dann durch Google und Silicon Valley langsam eine breitere Aufmerksamkeit erfahren und natürlich in manchen Bereichen gehyped werden. Also alles Konzepte einer scheinbar planbaren, aber dem Zugeständnis, dass die Welt mit der Zeit und mit einer zunehmenden Komplexität immer ungewisser. Eine Ungewissheit die immer da war, aber dem Glück und Zufall oder dem Unglück und Pech zugeschrieben wurde – dem Unkontrollierbaren.
In einer einfach konstruierten und vorhersehbaren Welt sind das natürlich hilfreiche Methoden und Werkzeuge. In großen Organisationen helfen sie auch nach wie vor zu strukturieren und zu ordnen – in einer kausalen Welt bis zum Ziel oder auf Sicht, die unterschiedlich weit sein kann, sind sie dabei besonders wirksam.
„Alle Wege führen nach Rom …“ und viele Pfade zu wunderbaren Orten.
frei nach Fettes Brot (Künstler)
Doch oft ist die Reise das Glück und nicht das Ziel. Die Reise war oft anders geplant und das Ziel im Reisebüro war noch klar. Doch durch die Umstände und die Erfahrung der tatsächlichen Reise hält der Plan nicht lange. Selbst bei Pauschal-Reisen, den MbOs und MbRs der Reisebranche, kann ein kleiner Virus alles verändern. Die Sehnsucht und Vorstellungskraft der Menschen jedoch nicht. In diesem Sinne führen viele Wege nach Rom und viele Pfade zu wunderbaren Orten.
Insofern sind Ziele eine Wette auf die Zukunft und beleihen diese mit den verfügbaren und meist knappen Mitteln von heute. Diese Mittel mögen in der Zukunft dann vielleicht fehlen, weil sie falsch eingesetzt sind, verwettet wurden und Menschen und Organisationen oft zu träge sind, dies rasch zu erkennen und zu verändern.
Den leistbaren Verlust dabei im Vorhinein zu kennen und sich bewußt zu machen hilft dabei ungemein. Dabei muss man den leistbaren Verlust für sich so wählen, dass das Risiko bei eintreten des Verlustes gut zu tragen und zu überleben ist. Auf diesem Level kann man dann gut sich bietende Chancen nutzen und erweitern. Wie bei jedem erfolgreichem Training wird der Verlustmuskel stärker und das Leistbare größer, damit aber auch die potentiel nutzbaren Chancen größer. Kreativität ist dabei gefragt und kein Risikomanagement. Dieses Thema ist sicher einen eigenen Artikel wert.
Ziele selbst sind auch Mittel um besonders wirksam zu sein und neue Mittel zu schaffen. Allerdings meist dann, wenn sie sich nicht durch die Vorgabe aus der Vergangenheit formen, sondern aus der Vorstellung, einer Kooperation, einer Zusage und dem menschlichen Handeln … also im Tun des leitbaren Verlustes. In Folge ist das menschliche Denken und Handeln die Standard-Einheit zwischen dem Ausgangspunkt des Jetzt und dem Prozess neue Mittel zu erschaffen um letztendlich eine neue Idee in die Welt zu bringen und umzusetzen – dem Morgen.
Wie kommt das Neue in die Welt, wie gestalten wir die Zukunft und bleiben das Ureigenste das wir sind – ein Mensch.
Effectuation als eine Methode des unternehmerischen und menschlichen Denken und Handelns, zeigt alternative Wege auf, so daß die Zukunft nicht mehr kontrolliert werden muss, sondern gestaltet werden kann. Hier begann die Reise 2006 mit meinem ersten Kontakt zur praktischen und empirischen Entrepreneurship-Forschung durch Prof. Robert Hisrich und Prof. Dietmar Grichnik an der Donau-Universität Krems, 2008 am Max Plank Institut in Jena und dem persönlichem Erleben wie Saras Sarasvathy ihre Forschungserkenntnisse auch aus ihrer eigenen praktischen unternehmerischen Erfahrung und mit ihrem Doktor-Vater Herbert Simon definierte, 2010 mit meinem von der Österreichischen Marketing-Gesellschaft veröffentlichtem ersten deutschsprachigem Buch “Effectuation – Unternehmergeist denkt anders!” (Echomedia Verlag) und vielen weiteren spannenden Kontakten und Workshops zum Themen Effectuation, Innovation und Kreativität.
Dabei ist eine Sache immer im Zentrum: Wie kommt das Neue in die Welt, wie gestalten wir die Zukunft und bleiben das Ureigenste das wir sind – ein Mensch. Hier soll die Reise weitergehen.