Phil Libin – Gründer und CEO des erstklassigen Web-Dienstes Evernote – spricht allen Effecuatoren aus dem Herzen. In einem Interview für die Neue Züricher Zeit (NZZ) erklärt er, warum er über den Wettbewerb nicht nachdenkt und warum ein Wettbewerber auch ein Parnter sein kann.

Im Allgemeinen denken wir nicht viel über den Wettbewerb nach. Ich habe vor meinem Unternehmen in vielleicht zehn Firmen gearbeitet – einige davon hatte ich gegründet – und jedes Mal hatten wir so etwas wie einen Erzfeind, einen Mitbewerber, den wir scharf beobachtet haben und mit dem wir uns im sehr stark in den Wettbewerb begaben. Und in zehn von zehn Fällen war das im Grunde genommen völlig egal. Diejenigen, auf die wir uns konzentrierten, hatten langfristig gesehen keinerlei Einfluss auf unseren Erfolg oder unser Scheitern. Das war abhängig von anderen Faktoren oder anderen Akteuren. Bei Evernote gehen wir davon aus, dass es keinen Sinn hat und Zeitverschwendung ist, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was andere Leute machen. Wir müssen uns keine Sorgen darüber machen, dass uns jemand im Preis schlägt, denn unser Produkt ist in der Basisversion gratis. Wir müssen uns keine Sorgen darum machen, dass jemand anderes ein besseres Distributionssystem hat, da wir schon überall auf der Welt sind. Und wir müssen uns auch keine Sorgen darum machen, dass jemand eine bessere Werbestrategie hat, weil dieser Faktor immer bedeutungsloser wird.

Das Einzige, was uns bedrohen kann, ist, wenn jemand mit einem deutlich besseren Produkt auftaucht. Und die beste Verteidigung dagegen ist, einfach selbst mit diesem besseren Produkt anzutreten. Das schafft man aber nicht, wenn man Tag und Nacht darauf schaut, was die anderen machen, sondern wenn man sich auf sein eigenes Produkt konzentriert. Geschäfte sind kein Nullsummenspiel. Sie sind kein Sport, kein Boxmatch, in dem es heisst: »Damit ich gewinnen kann, musst du verlieren.« Es ist eher ein »Wie können wir zusammen etwas Cooles produzieren?« All die grossen Unternehmen, mit denen wir zusammen arbeiten – Facebook, Apple, Google, Microsoft – haben Konkurrenzprodukte und wir können trotzdem Partner sein. Es wäre eine ganz schön traurige Welt, in der man jeden Morgen aufwacht und nach Gegnern sucht. Also suchen wir nach Partnern.

via NZZ.ch